Das Weiterbildungsgesetz NRW - nachhaltig wirksam
In NRW werden mit dem Weiterbildungsgesetz (WbG) vom 31. Juli 1974 Kommunen verpflichtet, Einrichtungen der Weiterbildung zu errichten und zu unterhalten (§8). Damit ist die Volkshochschule in NRW als öffentliche Aufgabe zukunftssicher begründet worden. Trotz einiger Gesetzesnovellen gehört die Volkshochschule auch heute noch zu den Pflichtaufgaben den Kommune und ist damit Teil des öffentlichen Schulsystems der Kommune. Zum Glück hat die Ideologie der Privatisierung in den 90er Jahren die vhs verschont. Im Gegensatz zur jahrelang landauf landab erzählten „Legende vom heiligen Markt“ war sogar Adam Smith davon überzeugt, dass »Die Bildung des einfachen Volkes […] in einer zivilisierten und kommerzialisierten Gesellschaft die Aufmerksamkeit des Staates wohl mehr als die der Personen von einigem Rang und Vermögen [erfordert]“ (aus: Klaus Podak, Die Legende vom heiligen Markt, Süddeutsche Zeitung, 25.2.2006, In: DIE II 2006).
Die Volkshochschule Oelde-Ennigerloh – zwei Städte vereinbaren sich
Im Mai 1976 beschließen die Räte der Städte Oelde und Ennigerloh mit einer öffentlich-rechtlichen Vereinbarung die Gründung einer gemeinsamen Volkshochschule. „Die Volkshochschule führt die Bezeichnung ‚Volkshochschule Oelde-Ennigerloh‘“. Die Stadt Oelde ist Trägerin der neuen Volkshochschule. Eine Satzung regelt die Organisationsstruktur der vhs. Vereinbarung und Satzung treten am 1. August 1974 in Kraft.
Die Köpfe in der vhs
Nach der Generation der Gründungs“väter“ Bernhard Hahne und Dr. Burkhard Löher lenken seit 1989 Frauen die Geschicke der VHS. Elke Hamacher-Jestadt leitet von 1989 bis 2019 30 Jahre lang die vhs. Heike Ewers übernimmt 2019 die Leitung. Insgesamt vollzieht sich die Personalentwicklung in der VHS eher langsam. Die laut WbG von Land geförderte zweite Pädagogen-Stelle bleibt bis 2000 unbesetzt. Auch die Personalressourcen in der vhs-Verwaltung stagnieren über Jahrzehnte bis 2017 bei knapp zwei Stellen. Dass die VHS ihr Programm dennoch erfolgreich weiterentwickeln und ausweiten kann, ist dem engagierten Einsatz des kleinen Teams zu verdanken. Im Mai 1976 beschließen die Räte der Städte Oelde und Ennigerloh mit einer öffentlich-rechtlichen Vereinbarung die Gründung einer gemeinsamen Volkshochschule. „Die Volkshochschule führt die Bezeichnung ‚Volkshochschule Oelde-Ennigerloh‘“. Die Stadt Oelde ist Trägerin der neuen Volkshochschule. Eine Satzung regelt die Organisationsstruktur der vhs. Vereinbarung und Satzung treten am 1. August 1974 in Kraft.

Chronologie
Leiter*innen und Pädagogische Mitarbeiter*innen
1976 Dr. Burkhard Löher leitet die neugegründete Volkshochschule
1987 Hildegard Schreiber und Rolf Zurbrüggen übernehmen hauptberuflich pädagogische Aufgaben
1989 Elke Hamacher-Jestadt wird Leiterin der vhs und führt die Volkshochschule 30 Jahre lang bis 2019
2000 Claudia Brake wird auf zwei Jahre befristet als Hauptberufliche Pädagogische Mitarbeiterin (HPM) eingestellt
2003 Heike Ewers übernimmt die Stelle der HPM
2019 Heike Ewers wird Leiterin der vhs
2020 Rosa Scherff wird als HPM eingestellt

Verwaltungsmitarbeiterinnen
1974-2004 Marlies Habrock
1976-1981 Magdalene Schmelter
1981-1999 Anne Weinekötter
1989-2016 Anneliese Schmalenstroth
Seit 2004 Beate Wickenkamp
2011-2014 Veronika Schmitz
Seit 2014 Cornelia Umlauf
Seit 2015 Sonja Steiner
Seit 2017 Anna-Lena Litsch

Kursleiter*innen tragen den Unterricht
In der Anfangszeit bis zu 100, heute stellen über 200 freiberufliche Kursleiter und Kursleiterinnen stellen der Volkshochschule ihre Expertise zur Verfügung. Sind es in der Angangszeit der vhs viele Lehrer*innen, die ihre Unterrichtsfächer für die Erwachsenenbildung aufbereitet haben, so kommen heute die Kursleiter*innen aus ganz unterschiedlichen Berufsfeldern. Für die einen ist die freiberufliche Unterrichtstätigkeit einziger Broterwerb, für die anderen eine sinnvolle nebenberufliche oder nebenfamiliäre Aufgabe. Hier lassen sich anspruchsvolle pädagogische Arbeit mit dem persönlichen Terminkalender flexibel kombinieren. Viele Kursleiter*innen bleiben der vhs über Jahrzehnte verbunden.
Wie die IT die vhs verändert und neue Aufgaben Ressourcen binden
In wenigen Jahren fegt die Informationstechnologie in der vhs alte Prozeduren weg: Das Zeitalter von Karteikasten und Schreibmaschine wird in die Ära des PC überführt, Schere und Klebstoff werden von Kopierer und Scanner abgelöst, Briefpost und Telefon werden durch die E-Mail ergänzt. Das Internet eröffnet ganz neue Wege der Themenrecherche, der Kursleiter- und Referentenakquise. Word, Excel und Powerpoint und spezifische vhs-Software bieten vorher ungeahnte Möglichkeiten der Datenverwaltung, der Selbstanalyse und der Selbstpräsentation. Im Gegensatz zu den Erwartungen nimmt die neue IT durchaus größere statt geringere Personalressourcen in Anspruch. Ressourcen bindet auch die Verpflichtung zur Einführung eines standardisierten Qualitätsmanagements. Hier ist ein maßgeblicher Mehrwert für die Qualität der Bildungsarbeit in der VHS nicht zu erkennen. Auch neue statistische Nachweispflichten ergänzen die wachsende Tendenz der Selbstanalyse und Selbstrechtfertigung, ohne dass sich daraus – bisher – weitreichende zukunftsfähige politische Entscheidungen zur Weiterentwicklung der vhs als öffentliche Bildungseinrichtung ergeben hätten.

Chronologie
1996 PC und Software lösen den Karteikasten ab. Mit Kufer-BaSys ist die vhs-Verwaltung im digitalen Verwaltungszeitalter angekommen
2000 Mit dem ersten Internetzugang für die vhs-Leiterin werden Themenrecherche und Programmplanung revolutioniert
2003 Umstellung vom Semesterprogramm zum Jahresprogramm
2008 Erstes ISO-Zertifikat im Rahmen des Systematischen Qualitätsmanagements
2009 Erstes AZWV-Zertifikat
2011 Veröffentlichung des Programms erstmals vor den Sommerferien statt danach
2019 Wechsel zum bildungsspezifischen Qualitätssystem „Gütesiegelverbund“
2020 Das Programmheft erscheint erstmalig ausschließlich online

Das Programm – gestern und heute
Der Schwerpunkt des Programms liegt unter der Leitung von Dr. Burkhardt Löher im Bereich der kulturellen Bildung. Veranstaltungen zu Musik, Theater, Kunst und Kunstgewerbe prägen das Gesicht der vhs. Daneben werden Grundlagen gelegt in den Bereichen Fremdsprachen, Gesundheit und der sich neu entwickelnden Informationstechnologie.
Mit der zunehmenden Rasanz der gesellschaftlichen Entwicklungen – Demografie, Individualisierung, Globalisierung, technischer Fortschritt, Migration, politische Radikalisierung – wachsen Bedeutung und Anspruch der Erwachsenenbildung. Dem aus dem schnellen Wandel neu entstehenden objektiven und subjektiven Bildungsbedarf trägt die vhs in den folgenden Jahrzehnten Rechnung. Sie diversifiziert, erweitert und erneuert ihr Programm permanent. Heute hat die vhs Oelde-Ennigerloh mit ihrem Angebot zur allgemeinen, politischen und beruflichen Weiterbildung einen breiten thematischen Horizont. Zielorientiertes Lernen, das zum Teil mit Abschlusszertifikaten bescheinigt wird, zeichnet die Kurse aus. Mit unterschiedlichen Veranstaltungsformaten spricht die vhs neben den Bürgern insgesamt zahlreiche spezifische Zielgruppen aus den Bereichen Migration, Wirtschaft, Ausbildung und Schule an.

Chronologie
1987 Deutsch für Aussiedler im Auftrag des vhs-Sprachverbandes
1987 Erste eigene Schulungs-PC in der vhs am TMG
1989 Fremdsprachenoffensive „Fit für Europa“ in Kooperation mit der GfW
1995 EDV-Schulungsraum im vhs-Zentrum der Alten Brennerei Schwake in Ennigerloh
2000 Unter www.vhs-oelde-ennigerloh.de erscheint vhs-Programm erstmals im Internet
2001 Landesprojekte zur Lehrerqualifizierung werden umgesetzt: e-nitiative, e-card, Englisch für due Grundschule
2002 Einstieg in das Agenda-Projekt „Fit für die Ausbildung: 15 Jahre Berufsorientierung für
2004 Das Projekt „Weiterbildung im Verbund“ wird entwickelt: vhs bietet Fortbildung für örtliche Unternehmen
2004 Seit dem Wissenschaftsjahr „Jahr der Technik“ gehören Betriebsbesichtigungen fest zum Programm
2004 Das vhs-Foyer wird zum Ausstellungsraum. Seitdem finden dort regelmäßig Ausstellungen und Aktionen zu Kunst, Literatur, Geschichte, Politik statt
2005 Der erste Integrationskurs im Kreis Warendorf findet in der vhs Oelde-Ennigerloh statt. Heute ist die VHS Oelde-Ennigerloh größter Träger für Integrationskurse im Kreis
2005 Einstieg in den Unterricht „Deutsch als Zweitsprache“ für Seiteneinsteiger in Schulen
2006 Die betriebliche Sprachenausbildung wird systematisch ausgebaut. Betriebe beauftragen die vhs
2007 Mit „Zu Tisch in“ wird die Reihe internationaler Kochkurse ins Leben gerufen
2009 Bildungspartnerschaften mit Thomas-Morus-Gymnasium und Theodor-Heuss-Schule
2017 Die 18.000 Unterrichtsstunden-Marke wird geknackt
2019 Die vhs feiert 100. Geburtstag und beginnt den 100. Integrationskurs
2020 Das virtuelle Klassenzimmer, die vhs.cloud, wird in den Unterricht integriert. Präsenz- und Distanzlernen wird zunehmend verknüpft

Drei Häuser für die vhs
Die Volkshochschule war und ist immer noch Gast in Oelder und Ennigerloher Schulen. Gastgeberin ist sie heute in zwei eigenen Häusern:
In der Alten Brennerei Schwake in Ennigerloh stehen der vhs vier erwachsenengerecht ausgestattete Unterrichtsräume und eine Lehrküche zur Verfügung. Zuerst dort ist es der vhs möglich, Unterrichtszeiten flexibel von den Abendstunden auf den ganzen Tag und die Wochenenden zu erweitern. Anspruchsvollere Veranstaltungen wie betriebliche Weiterbildung oder Vorträge, Lesungen und Ausstellungen können damit in repräsentativen Räumen durchgeführt werden. In Oelde ist die Herrenstraße 7 das vhs-Zentrum mitten in der Stadt. Die vhs-Geschäftsstelle und zunächst 4, dann 7 Unterrichtsräume haben bis heute dort ihren Standort.

Die Alte Overbergschule wird zukünftig Standort der vhs in Oelde sein. Der Einzug steht noch bevor.

1990 Einzug in die Alte Brennerei Schwake in Ennigerloh
2001 Einzug in die Herrenstraße in Oelde
2008 Erstes Konzept zur Nutzung der Alten Overbergschule als vhs-Haus in Oelde

Das Auf und Ab der Finanzen
Die vergangen vierzig Jahre Weiterbildungsgesetz in NRW sind geprägt eher durch Deckelung und Beschneidung der Landesmittel als durch Finanzierungsfortschritte. Dies im Gegensatz zum Bedeutungszuwachs der Erwachsenenbildung. Zeitlich befristete Projektmittel von EU, Bund und Land treten zunehmend an die Stelle der WbG-Mittel. Die vhs hat die bewegten Finanzentwicklungen erfolgreich gemeistert: Die kursbezogenen Einnahmen nehmen zu, der städtische Zuschussbedarf nimmt ab. Nicht zuletzt die Investition in die zweite HPM-Stelle hat diese positive Entwicklung ermöglicht. Die Gemeindeprüfungsanstalt NRW stellt 2009 eindeutig fest: Die „Einrichtung erweist (…) sich als wirtschaftlich und innovativ“.

Chronologie
1982 Neufassung des WbG: Deckelung und Kürzung der Landesförderung
1999 Novelle des WbG: Neuberechnung des Höchstförderbetrags. Der drohende Verlust der Fördermittel für die nicht besetzte 2. HPM-Stelle wird abgewendet
2003-2017 Jährliche Kürzungen der Landesförderung zwischen 5% und 29%. Erst 2017 werden alle Kürzungen wieder zurückgenommen
2004 Die vhs entwickelt eine Kalkulationsgrundlage zur Berechnung kostendeckender Gebühren für Betriebsschulungen
2005 Erste Fördermittel vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) fließen
2007 Projektmittel aus dem Programm des Europäischen Sozialfonds (ESF) zur „Lebens- und erwerbsweltbezogenen Weiterbildung“ werden erschlossen
2015 Die Bundesanstalt für Arbeit bewilligt Projektmittel für die Sprachförderung von Flüchtlingen
2016 Projektmittel Einstiegskurse Deutsch vom Ministerium für Schule und Weiterbildung (MSW) kommen an
2018 Die Kürzungen der Landesförderung sind zurückgenommen, so dass der Förderbetrag wieder den Stand von 1999 erreicht hat.
2020 Unter dem Stichwort der „Dynamisierung“ soll die Landesförderung zukünftig kontinuierlich wachsen. Der Beschluss dazu steht noch aus.